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Aktuelles

Dicksein kostet Lebenszeit

Wer schon in jungen Jahren richtig fett ist, stirbt im Schnitt etwa sechs bis acht Jahre früher als Normalgewichtige. Auch Übergewicht kostet ein paar Jahre, haben Forscher berechnet.

Es gibt inzwischen genügend Methoden, das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall vorherzusagen, wenn man Parameter wie Blutdruck, Blutzucker und Blutlipide gut kennt. Ein Beispiel dafür ist der Framingham-Score.

Bei den meisten Betroffenen hinterlassen solche Berechnungen jedoch wenig Eindruck. Möglicherweise geben Prognosen zur verbleibenden Lebenszeit oder zu den Jahren, die voraussichtlich in Krankheit verbracht werden, KHK-Patienten, Diabetikern und Adipösen mehr Stoff zum Nachdenken.

An solche Prognosen hat sich nun ein Team um Dr. Steven Grover von der Universität in Montreal getraut. Die Epidemiologen berechneten, was übergewichtige Zeitgenossen aus medizinischer Sicht in der Zukunft erwartet.

Dazu haben sie Daten des siebenjährigen National Nutrition and Examination Survey mit knapp 4000 Teilnehmern ausgewertet (Lancet Diabetes & Endocrinology 2014, online 5. Dezember).

Bei dem Survey waren umfangreiche Angaben zu kardiometabolischen Risikofaktoren und Blutzuckerspiegeln erhoben worden.

Die Wissenschaftler schauten sich nun die Inzidenz von KHK und Diabetes bei unterschiedlichen Gewichts- und Altersklassen ebenso an wie die Sterberate und die Todesursachen.

Sie gingen davon aus, dass Übergewicht einen Typ-2-Diabetes begünstigt und dieser wiederum eine KHK und einen kardiovaskulär bedingten Tod fördert. Zudem sollte ihr Modell Auswirkungen von anderen Risikofaktoren berücksichtigen, die bei Adipösen häufig vorkommen, etwa ein erhöhter Blutdruck und gesteigerte Lipidwerte.

Jungen Männern setzt Adipositas am meisten zu

Die stärksten medizinischen Auswirkungen hat der überschüssige Speck erwartungsgemäß, wenn er sich schon in jungen Jahren zeigt.

Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren mit einem BMI über 35 sterben nach den Berechnungen von Grover aufgrund einer beibehaltenen Adipositas 8,4 Jahre früher als normalgewichtige Altersgenossen. Bei Frauen ist der Unterschied nicht ganz so groß, sie sterben aber immerhin im Schnitt noch 6,1 Jahre früher.

Noch deutlicher werden die Folgen der frühen Fettsucht mit Blick auf die in Gesundheit verbrachten Lebensjahre: Die extreme Adipositas kostet Männer 18,8 und Frauen 19,1 Jahre ihrer Gesundheit.

Rauchen die ultradicken Männer auch noch, so sterben sie knapp zwölf Jahre früher und verlieren 22 Jahre in Gesundheit, bei extrem dicken Frauen fällt der Tabakgenuss mit einem Verlust von 6,3 Lebensjahren und 21 gesunden Jahren dann nicht mehr allzu sehr ins Gewicht.

Doch auch bei einer mäßigen Adipositas mit einem BMI unter 35 sind die Zahlen noch beindruckend. Junge Männer verlieren 5,9 und junge Frauen 5,6 Lebensjahre, wenn sie nicht abspecken, auch bleiben ihnen 11,8 Jahre (Männer) und 14,6 Jahre (Frauen) weniger in Gesundheit.

Selbst ein BMI zwischen 25 und 30 kostet Männer in diesem Alter noch 2,7 Lebensjahre und knapp sechs gesunde Jahre (Frauen 2,6 und 6,3 Jahre).

Effekt bei Frauen im Alter stärker als bei Männern

Je älter jemand ist, umso weniger Lebensjahre kann er noch verlieren – entsprechend sehen die Zahlen für ältere Übergewichtige deutlich rosiger aus. Männer, die es noch gesund über die 60 schaffen, müssen sich um ihr Gewicht kaum sorgen – zumindest der Einfluss auf die Lebenserwartung ist dann gering.

Die Adipositas kostete sie nur noch knapp ein Lebensjahr und drei gesunde Jahre, ein leichtes Übergewicht scheint das Leben sogar etwas zu verlängern.

Frauen sollten auch mit über 60 noch etwas stärker auf ihre Pfunde achten: Da sie generell eine höhere Lebenserwartung haben, können sie bei einer Adipositas noch über sechs Jahre an gesund verbrachter Lebenszeit einbüßen.

Mit solchen Angaben können Ärzte ihren Patienten die Auswirkungen der Adipositas plastisch vor Augen führen, begründen die Epidemiologen ihre Berechnungen.“ Vgl. www.aerztezeitung.de v. 05.01.15